{"id":2495,"date":"2019-01-12T12:22:00","date_gmt":"2019-01-12T12:22:00","guid":{"rendered":"https:\/\/1528-1.pm-domains.de\/?p=2495"},"modified":"2021-08-24T12:24:20","modified_gmt":"2021-08-24T12:24:20","slug":"facebook-und-twitter-should-i-stay-or-should-i-go","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/strengmann-kuhn.de\/facebook-und-twitter-should-i-stay-or-should-i-go\/","title":{"rendered":"Facebook und Twitter – Should I stay or should I go?"},"content":{"rendered":"\n
Robert Habeck hat mit seinem Austritt aus Twitter und Facebook eine \u2013 wie ich finde \u2013 Vor einigen Tagen habe ich auf Facebook die Frage „Should I stay or should I go?“<\/a> gepostet und darauf etliche, \u00fcberwiegend interessante und lesenswerte Antworten bekommen. Viele waren klar der Meinung oder haben mich sogar explizit aufgefordert, zu bleiben. Viele haben aber auch dargestellt, dass sie sich diese Frage auch schon gestellt habe. Ein Kommentar endete: „Es klingt albern, aber nachdem ich angefangen habe auszusteigen hat sich bei mir ein Gef\u00fchl der Erleichterung breit gemacht“. Insgesamt hat sich durch die Kommentare ein sehr differenziertes Bild ergeben. Deswegen m\u00f6chte ich mich bei allen, die Kommentare geschrieben haben, hier nochmal bedanken.<\/p>\n\n\n\n Im Folgenden m\u00f6chte ich diese Diskussion und meine Gedanken dazu zusammenfassen sowie meine konkreten Schlussfolgerungen, die auch daraus ziehe, darstellen. Um es vorweg zu nehmen: Ich werde nicht aus Facebook und Twitter aussteigen, aber mein Facebook- und Twitter-Verhalten \u00e4ndern.<\/p>\n\n\n\n Auf Twitter hatte ich einen sch\u00f6nen und wie ich finde sehr passenden allgemeinen Kommentar: Manche Kommentare gingen in die Richtung: „Die sozialen Medien geh\u00f6ren eben zum Leben dazu<\/em>„. F\u00fcr mich ist das ein typischer Fall f\u00fcr die \u00dcbersch\u00e4tzung, denn die Aussage gilt lediglich f\u00fcr einen Teil der Gesellschaft, f\u00fcr viele Menschen sind Facebook und Twitter v\u00f6llig irrelevant. Au\u00dferdem stellt sich f\u00fcr mich die Frage: Ist das eigentlich gut, dass die sozialen Medien f\u00fcr viele in ihrem Leben so eine gro\u00dfe Bedeutung haben? Ich wage das zu bezweifeln. Viele der sozialen Kontakte, die wir fr\u00fcher in der realen Welt hatten, verlagern sich auf digitale Medien, mehr noch, die Art der digitalen sozialen Kontakte sind nat\u00fcrlich qualitativ gegen\u00fcber den sozialen Kontakten im wirklichen Leben, den analogen sozialen Kontakten, sehr viel eingeschr\u00e4nkter. Nat\u00fcrlich ist wie so h\u00e4ufig die Welt nicht schwarz und wei\u00df, sondern es gibt nat\u00fcrlich auch die andere Seite. Die sozialen Medien k\u00f6nnen dabei helfen, Kontakte zu pflegen oder Kontakt zu Leuten aufzunehmen, die man lange nicht gesehen hat.<\/p>\n\n\n\n Eine Reihe weiterer Kommentare hatten den Tenor: „In den sozialen Medien finden politische Debatten statt und Politiker*innen m\u00fcssten sich daran beteiligen<\/em>„. Ich w\u00fcrde beides bezweifeln. Echte politische Debatten finden in den sozialen Medien nicht statt. Die Beobachtung von Robert Habeck ist doch v\u00f6llig richtig, dass die Art der „Debatten“ einen ganz anderen Charakter hat als echte Debatten, eine differenzierte Diskussion, bei der wirklich auf den anderen eingegangen wird und werden kann, findet in den digitalien sozialen Medien kaum statt. Das geht auch gar nicht, denn dazu geh\u00f6rt echtes Zuh\u00f6ren, um den Tonfall zu h\u00f6ren wie etwas gesagt wird, und es geh\u00f6rt K\u00f6rpersprache dazu, um das Gegen\u00fcber wirklich und richtig zu verstehen. Zu der Frage politische Debatte in den sozialen Medien empfehle ich den lesenswerten Blog-Beitrag von Sascha Lobo: „Social Heisenberg \u2013 warum Twitter nicht f\u00fcr politische Diskussionen geeignet ist“<\/a>.<\/p>\n\n\n\n Was richtig ist: In den sozialen Medien wird politische Stimmung gemacht. Deswegen meinten einige: da m\u00fcssen wir doch gegenhalten. Nein, ich finde: m\u00fcssen m\u00fcssen wir das nicht. Die sozialen Medien sind nicht der Narbel der Welt und sie sind auch kein <\/em>Spiegelbild der Gesellschaft. Die Menschen, die bei Facebook und Twitter unterwegs sind, sind nicht repr\u00e4sentativ, sie sind zum Teil sehr speziell. Das wird auch manchmal vergessen. Die Bedeutung der sozialen Medien wird \u00fcbersch\u00e4tzt.<\/p>\n\n\n\n Robert Habeck hat Recht: Nat\u00fcrlich macht die Art der Diskussion in den sozialen Medien etwas mit uns, beeinflusst das eigene Denken. Sprache hat immer Einfluss auf das Denken. Ein Reiz von Twitter und Facebook ist, dass wir direkte Reaktionen bekommen, Likes, Kommentare usw. Und es ist nat\u00fcrlich interessant, gerade als Politikerin und Poltiker, sofort ein Gef\u00fchl, daf\u00fcr zu bekommen, wie Reaktionen auf ein Statement sind. Aber Vorsicht! Wie geschrieben die sozialen Medien sind nicht repr\u00e4sentativ. In der realen Welt k\u00f6nnen die Reaktionen ganz andere sein.<\/p>\n\n\n\n Aber noch mehr: Sowohl bei Twitter als auch bei Facebook ist es nicht zuf\u00e4llig, wie viele Reaktionen man bekommt. Was in einer Timeline angezeigt wird, wird durch Allgorithmen bestimmt. So „hilft es“ einen Post bei Facebook mit einem Emoji zu versehen, damit er h\u00e4ufiger angezeigt wird. Au\u00dferdem – unabh\u00e4ngig von den Allgorithmen – gibt es mehr Reaktionen, wenn ein Post oder Tweet emotionaler oder zugespitzer ist. Das hat nat\u00fcrlich Wirkungen auf das eigene Verhalten. Wollen wir das? Zumindest muss man sich dessen bewusst sein.<\/p>\n\n\n\n Desweiteren ist die Kommunikation auf Twitter und Facebook schnell. Ein Tweet, ein Kommentar sind schnell geschrieben. Es ist aber f\u00fcr viele politische Debatten gut, wenn sie entschleunigter und nicht so aufgeregt passieren wie in den sozialen Medien. Au\u00dferdem ist meine Erfahrung, dass die geposteten Links mit l\u00e4ngeren Texten von vielen nicht gelesen werden, sondern nur die Botschaft im Facebook-Post oder Tweet. Die Tendenz, sich weniger intensiv und differenziert mit Themen zu besch\u00e4ftigen, wird dadurch noch verst\u00e4rkt. Macht es wirklich Sinn, das alles noch durch eigenes Zutun zu verst\u00e4rken?<\/p>\n\n\n\n Last but not least: Facebook und Twitter sind Zeitfresser. Zeit, die mensch vielleicht besser f\u00fcr anderes verwenden kann. <\/p>\n\n\n\n Gerade als Politikerin oder Politiker sind direkte Reaktionen auf Positionen hilfreich, allerdings sollte das immer in dem Bewusstsein passieren, dass a) die sozialen Medien wie schon geschrieben gerade nicht repr\u00e4sentativ sind und b) dass wir uns in den sozialen Medien in Filterblasen befinden, weil wir \u00fcberwiegend Follower haben, die unserer Position nahe stehen. Aber gerade letzteres ist durchaus ein Grund zu bleiben, weil Facebook und Twitter f\u00fcr einen Teil der eigenen Basis wichtige Informationsmedien sind, aber wohlgemerkt nur f\u00fcr einen Teil.<\/p>\n\n\n\n So gab es auf Facebook Kommentare, die in die Richtung gingen, dass es bez\u00fcglich der Entscheidung von Robert Habeck sowohl Verst\u00e4ndnis gab als auch die Einsch\u00e4tzung, dass dies in seinem Fall nicht so gravierend ist, weil er als Parteivorsitzender sowohl die Informationskan\u00e4le der Partei nutzen kann als auch sonst gen\u00fcgend \u00f6ffentliche Aufmerksamkeit erh\u00e4lt, aber es gab einige, die meinten, dass es f\u00fcr sie wichtig w\u00e4re, auch weiterhin Informationen und Positionen von mir \u00fcber Facebook und Twitter zu erhalten, weil diese sonst nicht oder nur teilweise bei ihnen ankommen w\u00fcrden.<\/p>\n\n\n\n Ich pers\u00f6nlich nutze Twitter als eine Art Newsticker, nur dass dieser Newsticker nicht (nur) von Nachrichtenagenturen, sondern von mir ausgesuchten Organisationen, Medien und eben auch Einzelpersonen best\u00fcckt wird. In den Kommentaren wurde deutlich, dass dies Einige, die mir folgen auch so machen, um sich politisch zu informieren. <\/p>\n\n\n\n F\u00fcr mich f\u00fchren diese \u00dcberlegungen zu folgenden vier Konsequenzen:<\/p>\n\n\n\n
wichtige Debatte \u00fcber den Sinn und Unsinn der so genannten sozialen Medien angesto\u00dfen.
Ich finde das meiste in Roberts Habecks Blogbeitrag <\/a>richtig beschrieben und ich finde den Schritt f\u00fcr ihn nachvollziehbar. Ich geh\u00f6re zu den Leuten, die auf Facebook und Twitter sehr aktiv sind und war 2018 auf Platz 8 der gr\u00fcnen Abgeordneten, die am meisten getwittert haben<\/a>. Trotzdem oder vielmehr deswegen habe ich mir auch schon oft die Frage gestellt: Was macht diese Facebookerei und Twitterei eigentlich mit uns? Mit jeder\/jedem einzelnen und als Gesellschaft?<\/p>\n\n\n\nGrunds\u00e4tzliches<\/h2>\n\n\n\n
Schlimmster Fehler ist, die Wirkmacht sozialer Medien zu \u00fcbersch\u00e4tzen.
Zweitschlimmster Fehler ist, sie zu untersch\u00e4tzen.<\/em><\/p>\n\n\n\nShould I go … ?<\/h2>\n\n\n\n
… or should I stay?<\/h2>\n\n\n\n
Konsequenzen<\/h2>\n\n\n\n